Aktionstage gegen Autobahnen: Rund 50 Aktionen in ganz Deutschland
Transparente an Autobahnen, Baustellenbesetzungen, Fahrraddemos und eine Kraftwerksbesetzung: Mit zahlreichen Aktionen haben Klimaaktivist:innen am Wochenende für eine sozialgerechte Mobilitätswende demonstriert.
Runter vom Gas. Das steht in großen Buchstaben auf einem Transparent, dass Aktivist:innen im betriebseigenen Kohlekraftwerk des VW-Werks in Wolfsburg am Freitagmorgen aufgehängt haben. Andere Aktivist:innen ketteten sich an die Schienen der Kohlebahn im Kraftwerk, ein weiterer Aktivist kletterte auf einen Baustellenkran und befestigte daran ein Transparent mit der Aufschrift: „Vekehr auf die Schiene schicken, Autoindustrie vors Schienbein kicken.“ Die Blockade des Kohlekraftwerks, das das Werk von VW in Wolfsburg mit Strom versorgt, ist die erste von rund 50 Aktionen, die am Wochenende in ganz Deutschland stattfanden.










Unter dem Motto „Mobilitätswende jetzt!“ will die Klimabewegung gegen den Neu- und Ausbau von Autobahnen und für eine sozialgerechte Verkehrswende demonstrieren. Die Aktion in Wolfsburg richtete sich aber nicht nur gegen den Bau von Autos mit Verbrennungsmotoren. „Statt zu hoffen, dass der E-Antrieb uns aus der Klimakrise rettet, sollten wir auf bessere Lösungen setzen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Konkret heißt das für die Aktivist:innen: kostenloser ÖPNV, fahrradgerechte Städte und der Ausbau des Schienennetzes.
Gleichzeitig blockierten Aktivist:innen die Baustelle einer Erdgas Pipeline. Diese soll das Kraftwerk in Zukunft mit Erdgas beliefern. „Der Umstieg auf Gas ist keine Lösung in der Klimakrise, damit will sich VW nur eine grüne Weste anziehen“, schreiben die Aktivist:innen dazu. Die Polizei räumte die beiden Besetzungen und nahm die Aktivist:innen in Gewahrsam.
Am Samstag und Sonntag fanden auch in anderen Städten Aktionen statt. Aufgerufen hatte das „Wald statt Asphalt“-Bündnis. Zahlreiche Organisationen und Gruppen beteiligten sich bundesweit an den Aktionstagen. In Stuttgart seilten sich am Samstag zwei Aktivist:innen von einer Brücke über der A8 ab und hängten ein Banner an die Brücke.
Deutschlandweit finden heute Aktionen zu #Mobilitaetswendejetzt statt. Auch in #Stuttgart hängen zwei Aktiviesties und ein Banner über der #A8, die in beiden Richtungen nun dicht ist.#Verkehrswende#waldstattasphaltpic.twitter.com/sjUqfovkfe
— Jens Volle (@Fotografie_JV) June 5, 2021
In Hamburg nahmen rund 200 Personen an einer Critical Mass teil. Aus der Fahrraddemo heraus wurde der Horner Kreisel für knapp 20 Minuten blockiert. Konkret geht es hier um den Ausbau der Stadtautobahn A26 Ost.









In Berlin blockierten Aktivist:innen von „Sand im Getriebe“ an mehreren Stellen eine Baustelle der A100. Hier beteiligten sich rund 400 Klimaschützer:innen. Journalist:innen, die über die Aktion berichteten, wurden von der Polizei abgeführt und erhielten Platzverweise. Die Autobahn GmbH erstatte keine Anzeige gegen die Aktivist:innen.
Auch in Lüneburg fand am Sonntag eine Fahrraddemo statt. Hier demonstrierten rund 400 Menschen gegen den Ausbau der A39. Ursprünglich sollte der Protest über die bisherige A39 bis nach Winsen führen. Das wurde im Vorfeld verboten. Stattdessen führte die Demoroute über die Stadtumfahrung der B4 / B209.










In Zeiten der Klimakrise ist es für die Aktivist:innen keine Option neue Autobahnprojekte umzusetzen. „Infrastrukturprojekte, die auf den motorisierten Individualverkehr ausgelegt sind, sind nicht mehr zukunftsfähig und lassen uns weiter auf die Klimakrise zurasen“, so eine Aktivistin in Hamburg. „Eine Verkehrswende muss dringend passieren, dafür braucht es viele entschlossene Menschen, die sich dafür einsetzen“. Durch die Aktionstage wird deutlich, wie viele neue Autobahnen sich auch 2021 noch in Planung oder Bau befinden. Es zeigt aber auch, wie viele Menschen sich bundesweit für eine Mobilitätswende einsetzen, die es auch Menschen in ländlichen Gebieten ermöglichen soll, nicht mehr auf ein Auto angewiesen zu sein. Dies wird auch bei den und zahlreichen Waldbesetzungen in den letzten Monaten sichtbar, z.B. gegen die A14 oder die A20 im Ammerland,