Castor-Transport auf dem Neckar

Der erste Castor-Transport auf dem Neckar, bei dem drei Castoren vom stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim zum Zwischenlager im AKW Neckarwestheim transportiert wurden.




Im stillgelegten Atomkraftwerk Obrigheim lagern noch abgebrannte Brennstäbe, für die der Betreiber EnBW kein Zwischenlager vor Ort bauen wollte. Stattdessen werden sie nun ins 50 km entfernte AKW Neckarwestheim transportiert. Dort existiert bereits ein Zwischenlager für die abgebrannten Brennstäbe des AKW Neckarwestheim.

Lange war unklar, wann der erste Transport stattfinden wird. Eine Testfahrt hatte der Betreiber bereits durchgeführt. Am 28. Juni 2017 wurde dann zum ersten Mal in Deutschland ein Castor-Transport auf dem Wasser durchgeführt. In der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 2017 wurden die drei Castoren auf das Schiff geladen. Insgesamt dauerte das Verladen der Castoren von 22:30 Uhr bis 1:30 Uhr.

Kurz nach sechs Uhr legte das beladene Schiff flussabwärts ab, um zu drehen. Knapp eine Stunde später kam es nach dem Wendemanöver wieder am stillgelegten AKW vorbei und machte sich auf den Weg den Neckar hinauf nach Neckarwestheim.

Der Schubverband wurde von einem massiven Polizeieinsatz begleitet. Zwei Hubschrauber, viele Polizeiboote und Polizeiautos waren im Einsatz. Aber auch berittene Polizisten, Polizei-Motorräder und Fahrradfahrer der Polizei kamen zum Einsatz. Schon am Vortag und in der gesamten Nacht wurde das Gelände rund um das Schiff dauerhaft von der Polizei beobachtet und untersucht. Nachts waren Suchscheinwerfer und auch Taucher im Einsatz.

In Bad Wimpfen wurde der Castor-Transport ca. eine Stunde lang von einer Aktion der Umweltschutzorganisation Robin Wood aufgehalten. Vier AktivistInnen hatten sich von einer Brücke abgeseilt und ein Banner mit der Aufschrift "Verhindern statt verschieben" zwischen sich aufgespannt. Nachdem sie von der Polizei von den Seilen geholt und in Gewahrsam genommen worden waren, konnte der Transport weiterfahren. Weiteren Protest gab es in Heilbronn in Form einer angemeldeten Demonstration und einer Mahnwache des Bündnises "Neckar Castorfrei" und weiteren Robin Wood-Aktionen an Brücken. Diese Proteste haben den Schubverband aber nicht aufgehalten.

Nach rund 13 Stunden Fahrt erreichte der Transport um kurz nach 19 Uhr sein Ziel. Die Polizei zieht insgesamt eine positive Bilanz. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) verteidigte laut Medienberichten den Castor-Transport: Zwei Standorte mit hochradioaktivem Abfall seien besser als drei. Nach Ansicht des Bündnis Neckar Castorfrei, an dem auch .ausgestrahlt, Robin Wood und der Regionalverband des BUND beteiligt sind, entlarvt der Transport das Versagen der Betreibergesellschaft und fordert weiterhin den Stopp der Transporte auf dem Neckar.

Vier weitere gleichartige Transporte stehen noch bevor, denn 12 weitere Castoren warten auf den Transport nach Neckarwestheim ins Zwischenlager. Auch bei den weiteren Castor-Transporten ist wieder mit einem Großaufgebot der Polizei und Widerstand der Atomkraftgegner zu rechnen, denn das Thema ist stark umstritten. Wo der Atommüll endgültig hinkommen soll, bleibt ungewiss. Ein Endlager ist noch lange nicht in Sicht.